REPORTAGE Hut ab! Hutmacherfamilie aus Leidenschaft Mehr als 4000 Hutformen aus Holz und Aluminium türmen sich in auf allen Ablageflächen in der Hutmanufaktur Braun. „Alles Eigenkreationen“, erklärt Seniorchefin Giesela Braun. Sie deutet auf einen Trachtenhut. „Das ist der Hochbergler.“ Das Modell fertigt die Hutmanufaktur nun schon über drei Generationen. In ganz Bayern trägt man das Modell. „Trachtler bestellen den Hut meist aus Velours aus Hasen- und Bieberhaar, Bergsteiger oder Jäger aus Wollfilz aus Merinoschafwolle“, sagt ihr Sohn Juniorchef Thomas Braun. Heute fertigt er eine 100-er 48 Serie. „Ein Auftrag aus dem Allgäu“, erklärt er und nimmt einen Rohling in die Hand. Aus ganz Bayern und über die Landesgrenzen hinaus kommen Kunden auf die Teisendorfer Hutmacherfamilie zu. Er tränkt den Rohling in eine Lösung. „Da ist eine Kartoffelstärkelösung drin.“ Das Gemisch rühre er nach einem alten Familienrezept an. Eine Walze presst die Stärke tief in den Filz ein. „Das Steifen sorgt dafür, dass der fertige Hut seine Form behält“, erklärt er. Vereinshüte – wie er heute produziert – müssten mehr aushalten. „Manche mögen ihren Hut auch griffiger.“ Für weniger steife Modelle rühre er das Gemisch einfach mit weniger Stärkezusatz an. Thomas Braun weiß, wovon er spricht. Er ist in der Manufaktur groß geworden. 2017 hat er seine Prüfung zum Hutmacher und Modist in Wien abgelegt. Zuvor hat er eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann absolviert. Sieht man! Thomas Braun ist ein Muskelpaket und sieht auf den ersten Blick nicht aus, wie ein solider Hutmacher. Auf dem zweiten Blick schon. Auf seinem linken Unterarm hat er sich das Firmenlogo tätowieren lassen. „Den Betrieb wechsle ich nicht mehr.“ Der 30 Jahre alte Hutmacher grinst. Für ihm habe seit er denken kann festgestanden, dass er den Familienbetrieb übernehmen will. Er nimmt den stärkegetränkten Rohling, um ihn „aufzuziehen“. Dazu kommt dieser unter eine Dampfglocke. Dampf stiegt auf. Der Wasserdampf helfe ihm dabei, den Hut im nächsten Schritt besser in Form zu bringen. Thomas Braun wischt sich die Schweißperlen von der Stirn. „Ganz schön heiß hier!“ Nun platziert er den Rohling auf den Formträger. Er greift zum Treibeisen. „Damit arbeite ich die Feinheiten heraus.“ Die Hutkrempe bildet sich. Wer vom Fach ist, weiß spätestens jetzt, dass er einen Hochbergler formt. Er arbeite die Konturen von Kopf und Rand gerne mehr aus. „Selbst wenn ich eine Serie produziere, bringe ich in jedes Modell meinen Style ein.“ Er lacht. Thomas Braun bringt sein Werkstück in den Trockenraum. „Drei Tage lang trocknet der Hut langsam aus.“ Die lange Trockenzeit schone das Material. Das verspricht Langlebigkeit. Der Hochbergler ist noch lange nicht fertig. Thomas Braun schneitet die Enden zu. Dann übergibt er das Modell seiner Mutter. Sie näht die Hutkrempe um.
REPORTAGE Wieder greift sie zum Messer. „Das ist jetzt der Feinschnitt“, erklärt sie und gibt den Hut wieder ihrem Sohn in die Hand, der den Hochbergler unter eine hydraulische Presse platziert. Unter Hochdruck arbeitet diese die Konturen heraus. 4000 Kilogramm wirkten auf den Hut ein. Thomas Braun nimmt den Hut aus der Presse, sieht ihn an und sagt: „Jetzt ist er schön stabil.“ Er bürstet den Veloursstoff auf seiner Innenund Außenseite. Die einzelnen Haare stellen sich auf. Der Hut erhält so seine typische flauschige Oberfläche. Er streicht über den Hut. „Passt!“ Er ist zufrieden. Giesela Braun sitzt wieder an der Nähmaschine. Sie nimmt ein daumenbreites Band und legt es an die Innenkante. „Ich nähe das Schweißband ein“, erklärt sie. Das könne der Besitzer selbst säubern oder jederzeit von ihr austauschen lassen. Sie dreht den Hut um, greift zu einer Kordel und näht sie in mehreren Bahnen auf. „Das wird ein Trachtenhut“, sagt sie. Jeder wolle seinen Hut anderes garniert haben. „Schleifen, Federn – das ist Geschmackssache“. Gisela Braun und mit den Schultern. Sie hat in die Hutmanufaktur Braun eingeheiratet. Die gebürtige Oberösterreicherin stammt selbst aus einer Hutmacherfamilie. „Schon als Mädchen wollte ich einen Hutmacher heiraten“, erzählt sie. Auf einer Modemesse hätte sie ihren Mann Lothar Braun kennengelernt. „Nun sind wir 35 Jahre verheiratet“, sagt die Hutmacherin und tätschelt ihren Mann liebevoll. Die ganze Familie arbeitet in der Hutmanufaktur: Die Eltern Lothar und Giesela, Sohn Thomas und Tochter Andrea, die sich im Elternhaus zur Modistin hat ausbilden lassen. Die Vier sind ein gutes Team. „Unsere Näherinnen unterstützen uns in der Manufaktur, die Verkäuferinnen im Laden.“, sagt Gisela Braun. Es herrscht ein geschäftiges, frohes Treiben im Betrieb. Die Familie hat gut zu tun. 30 bis 40 Hüte fertigt sie am Tag, mehrere 1000 im Jahr. Die Familie stellt alle denkbaren Modelle her aus Filz, Velour, Bortenstroh und Panama von trachtig bis modern. Neue Trends spüren die Vier auf Messen auf. Manchmal braucht es für ein modisches Modell eine neue Form, manchmal verwendet die Familie eine aus 420 Jahren Firmengeschichte. „Alles kommt wieder in Mode“, sagt Giesela Braun und zeigt auf ein Zwiebelhut aus Stroh. „Diese alte Form ist wieder top modern!“ Der Hochbergler ist ein Klassiker. „Der Stolz unseres Hauses!“ Familie Braun verkauft ihre Hüte in den Läden in Teisendorf und Freilassing und auf Märkten. Gerne stellt sie auch Sonderanfertigungen her. lithotronic.de Hotel-Gasthof-Bergheimat, das familiär und persönlich geführte, gemütliche Hotel mit Restaurant und großer Sonnenterrasse in ruhiger, sonniger Lage im Dorf Königssee. Ihr Urlaubsziel zu allen Jahreszeiten Familie Franz Lenz Brandnerstraße 16 83471 Schönau am Königssee Tel.: +49 8652 608-0 Fax: +49 8652 608-300 info@hotel-bergheimat.de www.hotel-bergheimat.de 49
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