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ALPGOLD FRÜHLING 2019

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KUNST & KULTUR

KUNST & KULTUR Salzburger Pfingstfestspiele Voci celesti – Himmlische Stimmen Unter der Überschrift „Voci celesti – Himmlische Stimmen“ widmen sich die Salzburger Festspiele Pfingsten vom 7. bis 10. Juni 2019 dem Andenken der großen Kastratenstimmen. „Es ist kein Zufall, dass ich diese Idee gerade jetzt realisieren kann, wo die Diskussion über die Unversehrtheit von Künstlern allgegenwärtig ist. Im Namen der Kunst verstümmelte man Tausende von Knaben – eine fürchterliche Tradition, die über Jahrhunderte gepflegt und nur selten in Frage gestellt wurde. Vor diesem Hintergrund überlegte ich, ob man die künstlerischen Großtaten dieser Epoche überhaupt feiern und diese Musikstücke aufführen soll. Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Ja, absolut. Aber man muss das Phänomen auch aus anderen Blickwinkeln beleuchten und den problematischen Kontext zur Diskussion stellen“, sagt Cecilia Bartoli, die künstlerische Leiterin der Salzburger Festspiele Pfingsten. Immer wieder und mit großem Erfolg kehrt die künstlerische Leiterin Cecilia Bartoli zum Komponisten Georg Friedrich Händel zurück, der auch 2019 im Zentrum des viertägigen Pfingstfestspiels stehen soll. In ihrem ersten Jahr als künstlerische Leiterin in Salzburg war es Händels Giulio Cesare in Egitto, das sie mit dem Regieduo Moshe Leiser und Patrice Caurier und unter der musikalischen Leitung von Giovanni Antonini auf die Bühne brachte. Sie selbst sang damals die Cleopatra. Im Jahr 2017 folgte Händels Oper Ariodante, in der sich Cecilia Bartoli in ihre erste Hosenrolle, die des Ariodante begab. In der Inszenierung von Christof Loy verwandelte sich der nordische Held bis zum Ende der Oper in eine Frau und begeisterte damit Kritiker und Publikum gleichermaßen. Nun steht erneut eine Händel-Oper im Zentrum der Pfingstfestspiele: Alcina in einer Neuinszenierung von Damiano Michieletto, der 2014 bei den Salzburger Festspielen Pfingsten bereits Rossinis La Cenerentola mit Cecilia Bartoli in der Hauptrolle in Szene gesetzt hat. Gianluca Capuano übernimmt die musikalische Leitung, es musizieren das von Cecilia Bartoli gegründete Orchester Les Musiciens du Prince – Monaco und der Bachchor Salzburg. Neben Cecilia Bartoli als Alcina stehen Sandrine Piau in der Rolle der Morgana, Kristina Hammarström als Bradamante, Christoph Strehl in der Rolle des Oronte und Alastair Miles als Melisso auf der Bühne. Philippe Jaroussky singt die Rolle des Ruggiero, die Händel im Jahre 1735 dem Kastraten Giovanni Carestini auf den Leib geschrieben hatte. Premiere ist am 7. Juni, 18.30 Uhr im Haus für Mozart, die zweite Vorstellung findet am Sonntag, 9. Juni, um 16.00 Uhr statt. Zum ersten Mal seit den beiden Uraufführungen im Jahr 1735 kann das Publikum Händels Oper im direkten Vergleich mit Nicola Porporas Konkurrenzstück Polifemo erleben, das am Pfingstsamstag in halbszenischer Form auf die Bühne der Felsenreitschule gebracht wird. Porpora war der Lehrer Farinellis, der in diesem Dramma per musica die Rolle des Aci gesungen hatte. Das Libretto von Paolo Rolli basiert auf zwei griechischen Mythen, die beide mit dem Zyklopen Polyphem verknüpft sind: die Geschichte um die Nymphe Galateia und den Hirten Akis sowie die Begegnung mit Odysseus, die für den einäugigen Riesen wenig vorteilhaft ausgeht. Porpora schuf für die vielfarbigen Szenen eine Musik von großer Ausdruckskraft und Virtuosität, die ihre Wirkung auf das zeitgenössische Publikum nicht verfehlte. In der Salzburger Aufführung singt Yuriy Mynenko die 10

SALZBURG Rolle des Aci, Pavel Kudinov den Polifemo, Julia Lezhneva die Rolle der Galatea, Dilyara Idrisova ist als Nerea zu erleben und Nian Wang als Calipso. Die musikalische Leitung hat George Petrou inne, es musizieren Armonia Atenea und der Bachchor Salzburg. Max Emanuel Cencic übernimmt nicht nur die szenische Einrichtung, er singt auch die Hauptrolle des Ulisse. Zuvor stehen an diesem Pfingstsamstag noch zwei weitere Punkte auf dem Programm: Um 11.00 Uhr soll ein Podiumsgespräch das Thema Kastraten musikhistorisch als auch medizinisch sowie sängerisch beleuchten. Unter der Leitung von Jürgen Kesting (Journalist, Musikkritiker und Fachbuchautor) diskutieren Jochen Kowalski (legendärer Countertenor), Corinna Herr (Musikwissenschaftlerin, Ruhr-Universität Bochum) und Bernhard Richter (Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie, Leiter des Freiburger Instituts für Musikermedizin) miteinander. Um 12.00 Uhr wird an diesem Samstag im „Das Kino“ der Film Farinelli – Il Castrato aus dem Jahr 1994 gezeigt. Unter dem Künstlernamen Farinelli wurde Carlo Broschi zum größten Opernstar des Barock. Das Publikum vergötterte ihn, und die Frauen lagen ihm zu Füßen. Der belgische Regisseur Gérard Corbiau taucht in seinem opulent ausgestatteten Musikfilm tief in die Welt des 18. Jahrhunderts ein und versucht die Karriere Farinellis und dessen intensive Beziehung zu seinem Bruder, den Komponisten Riccardo Broschi, in zum Teil fiktiver Überhöhung nachzuzeichnen. Große Barockarien, Szenen und Duette von Georg Friedrich Händel, Nicola Porpora, Johann Adolph Hasse und Riccardo Broschi stehen am Samstagabend im Galakonzert Farinelli & Friends im Großen Festspielhaus auf dem Programm. Unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano singt Pfingst- Intendantin Cecilia Bartoli, umgeben von den Sopranen: Julie Fuchs, Patricia Petibon, Sandrine Piau, Nuria Rial, den Mezzosopranen Lea Desandre, Vivica Genaux, Ann Hallenberg, der Altistin Marie-Nicole Lemieux, den Countertenören Christophe Dumaux und Philippe Jaroussky. Und auch der Moderator dieses Abends hat eine besondere Ausstrahlung: Rolando Villazón. Ein selten gespieltes Juwel der geistlichen Musik gilt es am Sonntag, den 9. Juni, um 11.00 Uhr im Mozarteum mit Antonio Caldaras Oratorium La morte d’Abel auf einen Text von Pietro Metastasio zu entdecken. Das für Farinelli komponierte Werk hat zudem einen direkten Bezug zu Österreich: Uraufgeführt wurde es 1732 in der Wiener Hofburgkapelle. Das Oratorium wird musikalisch geleitet von Gianluca Capuano, es musizieren Il canto d’Orfeo und der Bachchor Salzburg. Nahuel Di Pierro übernimmt die Rolle des Adamo, Julie Fuchs singt die Eva, Christophe Dumaux übernimmt die Rolle des Caino, Lea Desandre singt den Abel und Nuria Rial die Rolle des Angelo. Das Konzertprogramm der Pfingstfestspiele spannt einen Bogen von der jahrhundertealten Überlieferung der Vokalpolyphonie des Päpstlichen Chores der Sixtinischen Kapelle zu Pergolesis berührendem Stabat Mater, auf das wiederum Arvo Pärt und Giacinto Scelsi als Komponisten unserer Zeit antworten. Somit wird auch die Tradition geistlicher Musik für Kastraten oder hohe Männerstimmen im Falsettregister in verschiedenen Epochen beleuchtet. Im Kirchenkonzert Stabat Mater | Pärt werden Werke von Giacinto Scelsi und Arvo Pärt zu Gehör gebracht. Peter Phillips dirigiert The Tallis Scholars, am Pfingstsonntag, um 21.00 Uhr in der Kollegienkirche. Dem gegenüber 11

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